O die du rund, wie meiner Väter Schild, Wandelst Sonne, Sonne dort oben, woher deine ewig Licht? Von wannen quillt dein Strahlenstrom? Mit Majestät erhaben trittst du herfür. Da zittern zurück Die dunklen Gestirne vom tagenden Himmel; Frostig bleich fliehet der Mond, ins Abendwelten Gewimmel, Finster vor deinem allherrschenden Blick. Einsam gehst du, angetan mit Lichte; Wer in deinem Lauf giebt dir Geleit? Von den Bergen stürzt die stolze Fichte, Berge selbst zerstäuben vor der Zeit. Gen Himmel steigt und niederfällt das Meer; Aber du jauchzest unwandelbar herrlich daher. Wenn durchs Dunkel zucken die Blitze, Wenn Orkane heulen, durch die Felsenritze, Hagel regnet, wenn der Donner kracht, Und die Welt der Sturm begräbt in Nacht; Schauest du aus deiner Wolkenwiege, Lächelst du der Elemente Kriege. Aber ach! für Ossian vergebens Lächelst du, du Quelle alles Lebens; nimmer sieht er deinen goldnen Strahl Niederfliessen in das Morgental, Nimmer dich umrauscht von Wellenschwarme Niederwiegen in des Abends Arme. Doch o Sonne, wirst auch du vielleicht Sonne ach! wie Ossian verschwinden? Daß auch deine Jugendkraft entweicht, Daß auch einstens deine Tage enden, Daß du schläfst in deiner Wolkengruft, Hörest nimmer, wenn der Morgen ruft. O so freu dich deiner Jugendschöne; Bleich und unhold ist des Alters Miene, Düster, wie wenn Mondenlicht Durch zerissne Winterwolken bricht, Wenn hinauf der Nebel strömt am Hügel, Durch die Ebne rasselt Nordwinds Flügel, Und in Mitte seiner Fahrt Der Wanderer erstarrt.
Kleine Balladen und Lieder, Heft VI
by Johann Rudolf Zumsteeg (1760 - 1802)
1. Ossians Sonnengesang
Text Authorship:
- by Friedrich Wilhelm von Hoven (1759 - 1838)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Grablied
Auch des Edlen schlummernde Gebeine Hüllt das Dunkel der Vergessenheit Moos bedeckt die Schrift am Leichensteine, Und sein Name stirbt im Lauf der Zeit. Wann erwacht die neue Morgenröte? O wann keimt des ew'gen Frühlings Laub? Niedrig ist der Toten Schlummerstätte Eng und düster ihr Gemach von Staub! Noch umkränzen Rosen meine Locken, Liebe lächelt alles um mich her; Nach dem letzten Klang der Sterbeglocken Denkt kein Mensch des guten Jünglings mehr.
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Grablied", appears in Am Dessauer Philanthropin (1781-1784)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Linda Godry) , "Tomb-song", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant funèbre", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
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3. Yoduno
"Vertraue mir, Yoduno! O sage was dir ist, Daß du so traurig bist?" Dir sagen, was mir ist? Mich kümmert nicht mein Fieber, Das plötzlich geht wie kommt. Ein Übel drückt mich, Lieber! Wo keine Heilung frommt. "Vertraue mir, Yoduno! O sage was dir ist, Daß du so traurig bist?" Dir sagen, was mir ist? Kein Weh im Haupt und Magen, In Hand und Fuß! O nein! Doch ewig muß ich klagen. Errätst du meine Pein? "Vertraue mir, Yoduno! O sage was dir ist, Daß du so traurig bist?" Dir sagen, was mir ist? Ach! namenlose Schmerzen, Und keiner Hoffnung Strahl! Mir glüht's und pocht's im Herzen! Errätst du meine Quaal? "Mit Freundesangst, Yoduno! Errat' ich, was dir ist, Daß du so traurig bist." Nun sage, was mir ist? "Dich martern Seelenwehen! Du liebest hofnungslos!" Ja Freund! ich muß vergehen! Ich liebe hofnungslos.
Text Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Lied
Subtitle: In einer Winternacht zu singen
Horch, grausig heult draußen der Mitternachtwind Und schüttelt wild Flocken hernieder. Auf setzt' euch um's lachende Tischen geschwind, Laßt pfeiffen den flockenden Mitternachtwind, Ihr braven, traulichen Brüder, und singt Erquickende Lieder. Schaut! Anger und Täler und Wälder sind weiß; Draus heben sich schwärzliche Äste; Die Bächlein erstarren im funkelnden Eis, Wir lachen beisammen im munteren Kreis: Hebt an den Gesang, ihr Gäste! Am hocherfreilichen Feste! - Durchs Eisfeld das wandernde Bürschchen hingeht Mit langen, verdiooekten Schritten; Ha! seht doch, wie um ihn der Winterfrost weht, Im schneidenden Wirbel sein Bündelchen dreht, Er watet mit schweren Schritten Und späht nach einsamen Hütten. Uns hüllet der Heerd in erwärmenden Duft, Uns wärmen der Hirtinnen Küße; Wie spott' ich der Flocken durchwimmelten Luft, Wenn winkend mein Schätzgen beim Namen mich ruft, Lisette, die freundliche süße, Und wechselt labende Küße? Wie schmeckt uns so köstlich das schäumende Bier Im runden geschwungenen Becher; Der Mond schaut so freundlich in silberner Zier Herab von dem bläulichen Himmelsrevier, Auf uns die jauchzenden Zecher, Lacht in die schäumenden Becher! - Wohl pfeift der grimmige Mitternachtwind Und schüttelt wild Flocken hernieder, Wir drücken an Busen die Mädchen geschwind, Und lassen laut pfeiffen den nächtlichen Wind, Und trinkend singen wir Lieder, Wir deutschen wackeren Brüder!
Text Authorship:
- by Ludwig Albrecht Schubart (1765 - 1811)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Vom Tode
Alles was mich hier umringt, Sagt mir, daß ich sterben werde. Alles was hier blüht, das sinkt Wieder in den Schoos der Erde. Blumen, die am Morgen blühn, Welken schon am Abend hin. Warum sollt ich traurig sein, Wenn die Sterbeglocken hallen? Warum voller Sorg und Pein Meinem Grab entgegen wallen? O da schlumm'r ich sanft und süß, In des Grabes Finsterniss. Unser Leben ohne Tod, Ist ein leerer Traum hienieden. Wirklichkeiten hat uns Gott, Wenn wir sterben, erst beschieden. Dort, wo tausend Sonnen glühn, Leiht der Tod uns Flügel hin. Niedrig klebet unser Geist An der Welt und ihren Freuden. Nur der Tod, der Tod zerreißt Dieses Lebens Dunkelheiten, Und führt uns durch Mitternacht, Wo ein ew'ger Morgen lacht. Zwischen Hoffnung, Angst und Leid Schwankt auf ungewissem Meere Unsre ganze Seligkeit, Wenn kein Grab auf Erden wäre. Ach im Tode schließt die Ruh Die betränten Augen zu. Unermesslich ist die Bahn Zwar zu Gottes Thron vom Staube. Was kein Mensch erreichen kann, Das erreicht des Christen Glaube. Er, der starb und auferstand, Hat den Weg dahin gebahnt. Mit ihm werd ich auferstehn, Bin ich nur mit ihm gestorben. Palmen werden mir dort wehn, Die mir Jesus Christ erworben. Komm, o Tod, ich harre dein! Warum sollt ich traurig sein?
Text Authorship:
- by Karl Friedrich Bernhard Zinkernagel (1758 - 1813)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Trudchen
Es waren, es waren einst glückliche Stunden, Da hatt' ich mein Liebchen, mein Trudchen gefunden! Das war euch ein Mädel, wie keines mehr ist, Auch keines wohl wieder die Erde begrüßt. Schön Trudchen, an Wesen und Gang und Geberden War liebreich und sittsam, wie Engel auf Erden, Und war auch ein Engel! Ihr sehnender Sinn Sah immer zum himmlischen Vaterland hin! Einst mußte sie unter den blühenden Linden Mit Thränen im Auge mich Schmachtenden finden, Da sahe nicht weiter ihr sehnender Sinn Hoch oben zum himmlischen Vaterland hin. Bang trat ich zum Mädel mit wankendem Schritte, Sie folgte mir freundlich zur ärmlichen Hütte; Die ärmliche Hütte, so eng und so klein, Die weihte der Engel zum Himmel uns ein. Das war euch ein Leben! Des Tages wie schwunden Bei Küssen und Kosen die freundlichen Stunden, In nächtlicher Stille, wie lag ich so warm, Dem Mädel am Busen, dem Mädel im Arm! Da sahen herab von der leuchtenden Ferne Auf unsere Küsse die freundlichen Sterne, Da wußt' es das Mädel, was, Engel, ihr wißt: Daß über den Sternen auch Liebe noch ist. Doch über den Sternen, da klagten die Engel: Wo ist sie die schönste der Schwestern, ihr Engel? Im Haine des Lebens? am Strome voll Licht? Im Tale des Friedens? - und fanden sie nicht. Sie fanden die Schwester, ach! mir in den Armen, Da seufzt' ich wohl lange, wohl laut um Erbarmen: Doch, leider! ich mußte wohl scheiden sie sehn, Und durfte nicht mit dir, du Liebende, gehn. »Ach!« sprach sie: »Mein Wilhelm! wir müssen uns scheiden, Doch oben! auch oben hat Liebe noch Freuden, Und lebst du nur fromm, o so folgst du mir bald.« Das küßt' ich dem Mädel vom Munde schon kalt. Nun leb' ich so fromm hier, und ringe die Hände Am blumigen Grabe des Mädels und wende Zum Haine des Lebens, zum Strome voll Licht, Zum Tale des Friedens mein weinend Gesicht. Das Mädel nun hoch in der leuchtenden Ferne, Das wußt' es, und weiß es: noch über euch, Sterne Sind Freuden der Liebe! So komm doch, o komm, Du Freund mit der Sense; ich lebe ja fromm.
Text Authorship:
- by Anton Matthias Sprickmann (1749 - 1833)
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Note
Stanza 1, line 1, word 8: the modern spelling is "Gebärden"
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7. Die Mädchen an einen Jüngling
Ich sehe mit Schmerzen, Du kennest die Kerzen Kupidens noch nicht! Du hoffest, mit Herzen Der Mädchen zu scherzen; Es reizet die Rose dich, ehe sie sticht! Zu spielen mit Rosen, Zu küssen und kosen Ist lieblich und fein; Du trauest den Losen, Sie lachen und stoßen Ganz freundlich den Dolch in das Herz uns hinein. O Jüngling, dann müssen Mit Tränen wir büssen, Mit innigem Schmerz! Es fliehen die Süßen Zu andern, und küssen, Auch ihnen Verzweiflung ins wehrlose Herz. Sie können mit Blicken Die Herzen bestricken, Und scheinen so gut! Kaum kehrst du den Rücken, So winken und nicken Die Falschen, und freun sich der wachsenden Glut. Wenn endlich dich eine Von Tücken noch reine Mit Zärtlichkeit liebt; Wo wisse, der kleine Kupido hat seine Geheimere Ränke, wodurch er betrübt. Oft spinnet er Fädchen Am goldenen Rädchen, Wie Haare so fein. Kaum glaubst du dein Mädchen Zu halten am Drätchen, So reißt es, und läßt dich Betörten allein. Viel hab ich gelitten Hab dreimal gestritten, Für Tränen zum Sold, Bei dörflichen Sitten, In moosigen Hütten, Da wohnt die Liebe noch lauter, wie Gold.
Text Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Die kleine Hirtin
Warum bin ich noch so klein? Gerne hätt' ich auf der Weide Auch zuweilen eine Freude, Wie sich meine Schwestern freun. Lycidas und Dafne wissen Sich zu finden, sich zu küssen; Und bei mir mag niemand sein; Warum bin ich noch so klein? Hab' ich nicht auch einen Mund? Seht, er ist nicht zu verachten! Seht, er kann schon artig schmachten; Er ist klein und er ist rund. Möcht' es nur ein Schäfer wagen! Zweimal dürft' er mich nicht fragen, Aber keinem fällt es ein! Warum bin ich noch so klein? Wie die Schäfer töricht sind! Chloe flieht in Wald und Grotten Ihrer aller nur zu spotten; Chloe wechselt wie der Wind. Aber alle Schäfer sinnen, Eine Chloe zu gewinnen. Ich bin sanft, und bin allein! Warum bin ich noch so klein? Liebe, dir versprech ich dieß: Wenn du bald mir Freuden sendest, Und die Schäfer zu mir wendest, Ich will lieben ganz gewiß, Ich will alle Schäfer lieben, Keinen will ich je betrüben; Ich will äußerst zärtlich sein! Liebe, gib mir nur Gedeihn!
Text Authorship:
- by Christian Adolf Overbeck (1755 - 1821), "Die kleine Hirtin"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. An Elisen
O Elise, nicht nur für die Freuden Gab der Himmel uns diess weiche Herz; Stärker ist doch das Gefühl der Leiden, Und weit tiefer rühret uns der Schmerz. Wer ist wohl, dem kein geheimer Kummer Ungesehn die Seele niederdrückt? Den nicht oft, erwacht von kurzem Schlummer, Weinend oft die Morgensonn' erblickt? Wenn der Abend rötlich niederstralet, Und die Welt mit milder Kühle tränkt, Und mit Gold die fernen Höhen malet, Und ins Tal die braunen Schatten senkt: O dann steigt ein wonniges Entzücken Oft aus der gerührten Brust empor; Öfter aber bebt aus naßen Blicken Auch der Wehmut sanfte Zähr' hervor. O wie manchen Schmerz, der nur der Stille Sich entdeckt, und im Verborgnen weint, Sieht der Mond, wenn durch die Silberhülle Er auf uns so hold hernieder scheint. Wenn auch mich, in seinem Sternenkleide, Einsam oft der kühle Abend fand, War er Zeuge von geheimen Leide, Das nur ihm mein naßer Blick gestand. Von dem Leide, welches meinem Leben Früh die Blüten sanfter Lust geraubt; Gleich den Stürmen, die den Wald durchbeben, Den nur erst ein junger Lenz belaubt. Doch es sei, daß diesen Erdentagen Nie ein Frühling sonder Stürmen blüht Daß so oft die Wolke trüber Klagen Auch den hellsten Horizont umzieht. Aus den stillverweinten Tränen spriessen Unserm Geist die reichsten Frücht' hervor; Also wächst nach Sturm und Regengüssen Schöner nur die goldne Saat empor. Jede der durchlebten trüben Stunden, Die doch schnell wie Morgenträum entflohn, Findet, wenn sie längst dahin geschwunden, Noch in ferner Zukunft ihren Lohn. O, so sieh voll Ruh und Hoffnung weiter Auf die Zeit, die jene Seegen bringt! Oft wird noch der trübe Himmel heiter, Eh' die Abendsonne niedersinkt. Doch wenn gleich, in Wolken ganz verhüllet, Immer auch ihr Glanz verborgen bleibt; O es kommt, mit Ruh und Trost erfüllet, Doch die Nacht, die jeden Gram vertreibt. Nein, nicht Nacht! nur zu dem schönsten Tage Der erwünschte leichte Übergang! Welche Hoffnung! O es schweigt die Klage, Und wird froher lauter Jubelklang.
Text Authorship:
- by Friedrike Magdalena Jerusalem (1756 - 1836)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]10. Mein Traum
Als vom Schlummer leis beschlichen Sich die Augewimper schloß; Und die Bilder all erchlichen, Die der Tag um mich ergoß, Sank mit rosigem Gefieder, Süßer Ruhe Unterpfand, Jüngst ein Traum zu mir hernieder, Den mein Schutzgeist mir gesandt. Rauher Winterstürme Brausen Hörte mein erschrocknes Ohr; Kalter Regengüße Saussen Schallte aus dem Sturm hervor; Als am Fenster meiner Zelle, Wo ich ängstlich still gelauscht, Mir ein Fittig, silberhelle Schnell und scheu vorüber rauscht. Schwirrend streift es hin und wieder, Schlägt das kleine Flügelpaar; Am erstarrenden Gefieder Zittern Eisestropfen gar; Sieh, das arme Vöglein spähet Nach dem Nestgen, das gewiß Dieser Sturm, dem nichts entgehet, Von des Hüttchens Obdach riß. Voll Erbarmen nehm' ich leise Vom beeisten Fenster ihn; Und es sinkt der silberweiße Starre Vogel leblos hin, Mir in Schoos, es bebt der Arme Auf der Hand, die zart und fest, Ängstlich ihn, daß er erwarme, An den heißen Busen preßt. Lebe, holder Fremdling, lebe! Ruf' ich selbst mir kaum bewußt; Deinem kleinen Herzen gebe Neue Wärme diese Brust! Sieh, er regt sich, frisch erhebet Das gesenkte Köpfchen sich, Und mit munterm Fluge schwebet Dankbar flatternd er um mich. Aber, Wunder sonder Gleichen! Meinen Augen trau ich kaum; Zarte Rosenglieder steigen Aus der Federn seidnem Pflaum. Goldne Ringellocken blinken; Wo der kleine Schnabel war, Seh ich Purpurlippen winken Und ein schelmisch Augenpaar. Kurz, am schönsten Knaben zeiget Sich vom Vogel keine Spur, Von der weißen Schulter steiget Goldbesäumt die Schwinge nur. Ha! du Schelm! gar wohl belehret Dieses Goldgefieder mich, Ich erkenn' auch unbewehret Losesten der Vögel dich. Süß und lispelnd jetzt versetzet Er mit lächelndem Gesicht: »Daß dich mein Geschoß verletzet, Fürchte holdes Mädchen nicht. In der Brust, die mich gepfleget, Ruht ein warmes treues Herz, Doch das ruhige beweget Nie der Liebe süße Schmerz. Listig wollt' ich dich betrügen; Mitleid öffnet oft die Tür, Deine Schwestern zu besiegen, Zu den weichen Herzen mir, Doch das deine sei verschonet: Diese stille Brust verlieh Einem Gotte Schutz, er lohnet Dir mit solchem Undank nie. Meiner Fackel Glut entzünde Sie mit wilder Flamme nicht, Und es raube meine Binde Nie der heitern Blicke Licht; Schmerzlos sei dir meiner Pfeile, Meines goldnen Bogens Macht.« Hier entfloh mit loser Eile Amor, und ich war erwacht.
Text Authorship:
- by Amalia von Helvig (1776 - 1831)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]11. An die Freude
Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum. Deine Zauber binden wieder, Was der Mode Schwerd getheilt; Bettler werden Fürstenbrüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Chor. Seid umschlungen Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder - überm Sternenzelt Muß ein guter Vater wohnen. Wem der große Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu seyn, Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja - wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer's nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund! Chor. Was den großen Ring bewohnet Huldige der Simpathie! Zu den Sternen leitet sie, Wo der Unbekannte thronet. Freude trinken alle Wesen An der Brüsten der Natur, Alle Guten, alle Bösen Folgen ihrer Rosenspur. Küße gab sie uns und Reben, Einen Freund, geprüft im Tod, Wollust ward dem Wurm gegeben, Und der Cherub steht vor Gott. Chor. Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahndest du den Schöpfer, Welt? Such ihn überm Sternenzelt, Ueber Sternen muß er wohnen. Freude heißt die starke Feder In der ewigen Natur. Freude, Freude treibt die Räder In der großen Weltenuhr. Blumen lockt sie aus den Keimen, Sonnen aus dem Firmament, Sphären lockt sie in den Räumen, Die des Sehers Rohr nicht kennt. Chor. Froh, wie seine Sonnen fliegen, Durch des Himmels prächt'gen Plan, Laufet Brüder eure Bahn, Freudig wie ein Held zum siegen. Aus der Wahrheit Feuerspiegel Lächelt sie den Forscher an. Zu des Glaubens stillem Hügel Leitet sie des Dulders Bahn. Auf des Glaubens Sonnenberge Sieht man ihre Fahnen wehn, Durch den Riß gesprengter Särge Sie im Chor der Engel stehn. Chor. Duldet muthig Millionen! Duldet für die bess're Welt! Droben überm Sternenzelt Wird ein großer Gott belohnen. Göttern kann man nicht vergelten, Schön ist's ihnen gleich zu seyn. Gram und Armuth soll sich melden, Mit den Frohen sich erfreun. Groll und Rache sey vergessen, Unserm Todfeind sey verziehn. Keine Thräne soll ihn pressen, Keine Reue nage ihn. Chor. Unser Schuldbuch sey vernichtet! Ausgesöhnt die ganze Welt! Brüder - überm Sternenzelt Richtet Gott, wie wir gerichtet. Freude sprudelt in Pokalen, In der Traube goldnem Blut Trinken Sanftmuth Kannibalen, Die Verzweiflung Heldenmuth - - Brüder fliegt von euren Sitzen, Wenn der volle Römer kreist, Laßt den Schaum zum Himmel spritzen: Dieses Glas dem guten Geist! Chor. Den der Sterne Wirbel loben, Den des Seraphs Hymne preist, Dieses Glas dem guten Geist Ueberm Sternenzelt dort oben! Festen Muth in schweren Leiden, Hülfe, wo die Unschuld weint, Ewigkeit geschwor'nen Eiden, Wahrheit gegen Freund und Feind, Männerstolz vor Königsthronen, - Brüder, gält es Gut und Blut - Dem Verdienste seine Kronen, Untergang der Lügnerbrut! Chor. Schließt den heil'gen Zirkel dichter, Schwört bei diesem goldnen Wein; Dem Gelübde treu zu seyn, Schwört es bei dem Sternenrichter! Rettung von Tirannenketten, Großmut auch dem Bösewicht, Hoffnung auf den Sterbebetten, Gnade auf dem Hochgericht! Auch die Toden sollen leben! Brüder trinkt und stimmet ein, Allen Sündern soll vergeben, Und die Hölle nicht mehr seyn. Chor. Eine heitre Abschiedsstunde! Süßen Schlaf im Leichentuch! Brüder - einen sanften Spruch Aus des Todtenrichters Munde!
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "An die Freude", written 1785, first published 1786
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "A l'alegria", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan de vreugde", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (John Glenn Paton) , "Ode to Joy", copyright © 2004, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "À la joie", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
12. Unsre Liebe
In verschwundnen Rosentagen Sah ich Stellas Angesicht, Hielt mein herz es wie die Schaale Perlen, fest beim erstenmale; Liebe war diess und ich wußt' es nicht! Stella's Busen ehrt den Sänger, Der der Unschuld Kränze flicht; Trotz den unscheinbaren Wangen Blieb ihr Aug' an meinem hangen; Liebe war diess, und sie wußt' es nicht! Wie der Beter am Altare Glühend Andacht fühlt, nicht spricht, Ohne Worte trat ich näher: Leise Seufzer fand ich eher; Liebe war diess, und ich wußt' es nicht! Röt' und Blässe sah sie wechseln Wie in Wettern Nacht und Licht; Und dem Irren Leucht' in Nächten Ward ein Druck von ihrer Rechten; Liebe war diess, und sie wußt' es nicht! Auf zum Äther neugeschaffen Flog mein Geist, und mein Gedicht; Dann drei lange leere Tage Fühlt' ich, fern ihr Höllenplage; Liebe war diess, und ich wußt' es nicht! Wiederkam ich; Scherz und Jubel Lachten rings, sie lachte nicht; Unsre Blicke die sich trafen Prallten ab wie Feindes Waffen; Liebe war diess, und sie wußt' es nicht! Meilen trennten uns: wir schwuren Uns der Freundschaft Recht und Pflicht: Briefe gingen, Briefe kamen, Freundschaft unterschrieb den Namen; Liebe war diess, und wir wußtens nicht. Bald, ach! wußt' ich's, flehte, bebte Wie der Sünder vor Gericht, Ach! und ward zurückgestossen: Doch geheime Tränen flossen: Liebe blieb ihr, und ich wußt' es nicht! Und auf sie und Lebenswonne Tat mein stolzer Sinn Verzicht! Liebe, schrieb ich, quält mich nimmer! Und doch seufzt' und klagt' ich immer; Liebe blieb mir, und sie wußt' es nicht! Stella schwieg - verdammt, vergessen Schien ich längst, und warte nicht! Heimlich las sie meine Lieder, Schüchtern meine Briefe wieder; Liebe blieb ihr, und ich wußt' es nicht! Ferne weint' ich, ein Verbannter, Den die Natter Reue sticht: Unmut tobt' in allen Sehnen, Jammer sprach in Blick und Tönen; Liebe blieb mir, und sie wußt' es nicht! Andre warben: Einer siegte: Stella's Ja! sprach Kindespflicht. Er herrscht über Hand und Sinnen, Und mein Bild im Herzen drinnen: Liebe blieb ihr, und ich wußt' es nicht! Ha! nun weiß ich's! Welche Kunde! Ach! mein Herz erliegt und bricht! Wiederstral nur alter Freuden Schimmert noch in meinen Leiden: Liebe blieb mir, und sie weiß es nicht!
Text Authorship:
- by Karl Friedrich, Graf von Reinhardt (1761 - 1837)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]13. An ein Röschen
Gleich der Rose welk' ich hin, Blaß und traurig wie ich bin, Täglich nagen mir am Herzen Tiefer Schwermut stille Schmerzen, Gleich der Rose welk' ich hin. O wie blühest du so schön Aber bald wirst du vergehn - Ach nur flüchtige Secunden, Und dein Rot ist hingeschwunden, Und da blühst nicht mehr so schön. Einst ruft dich ein beßer Glück Mit dem neuen Lenz zurück, Dann wird Blüte, Saft und Leben Dir der holde Frühling geben, Und du fühlst ein beßer Glück. Ruhig sterb ich so mit dir, Rose, bald! bald droht auch mir Die Verwesung, meine Glieder Geb ich froh der Erde wieder, Ruhig sterb ich so mit dir. Werd' ich gänzlich sterben? Nein! Nein ich werde ewig sein! Einst wird zu dem beßern Leben Sich mein reiner Geist erheben, Und ich werde ewig sein.
Text Authorship:
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]14. Lied
Leb wohl du Strom, so sanft und schön; Du Frühlingsluft mit lindem Wehn; Ihr Fluren von dem Lenz geschmückt, Ihr Sänger, die mich oft entzückt! Euch flieh' ich sonder Harm und Schmerz, Kein Seufzer drückt um euch mein Herz; Doch fern muß ich der Holden sein! Drum ist kein Tröpfchen Freude mein. Du, schöner als Aurora ist, Wenn sie den Tau des Feldes küßt, So lauter als der Sonnen Licht, Das durch den Maienhimmel bricht, Dein Reiz - so schön sind Engel nur - Giebt neuen Glanz der holden Flur. Der Tag wird schön durch dich gemacht, Und Freud' erfüllt von dir die Nacht.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
Based on:
- a text in English by Tobias George Smollet (1721 - 1771), "Adieu! ye streams that smoothly flow", Perry's stanzas, from Peregrine Pickle, in Chapter XVIII.
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]15. Romanze
In der Väter Hallen ruhte Ritter Rudolfs Heldenarm, Rudolfs, den die Schlacht erfreute, Rudolfs, welchen Frankreich scheute Und der Sarazenen Schwarm. Er, der letzte seines Stammes, Weinte seiner Söhne Fall: Zwischen Moosbewachsnen Mauern Tönte seiner Klage Trauern In der Zellen Wiederhall. Agnes mit den goldnen Locken War des Greisen Trost und Stab; Sanft wie Tauben, weiß wie Schwäne, Küßte sie des Vaters Thräne Von den grauen Wimpern ab. Ach! sie weinte selbst im Stillen, Wenn der Mond ins Fenster schien. Albrecht mit der offnen Stirne Brante für die edle Dirne, Und die Dirne liebte ihn! Aber Horst, der hundert Krieger Unterhielt in eignem Sold, Rühmte seines Stammes Ahnen, Prahlte mit erfochtnen Fahnen, Und der Vater war ihm hold. Einst beim freien Mahle küßte Albrecht ihre weiche Hand, Ihre sanften Augen strebten Ihn zu strafen, ach! da bebten Thränen auf das Busenband. Horst entbrante, blickte seitwärts Auf sein schweres Mordgewehr; Auf des Ritters Wange glühte Zorn und Liebe; Feuer sprühte Aus den Augen wild umher. Drohend warf er seinen Handschuh In der Agnes keuschen Schooß; »Albrecht nimm! zu dieser Stunde Harr' ich dein im Mühlengrunde!« Kaum gesagt, schon flog sein Roß. Albrecht nahm das Fehdezeichen Ruhig, und bestieg sein Roß; Freute sich des Mädchens Zähre, Die, der Lieb' und ihm zur Ehre, Aus dem blauen Auge floß. Röthlich schimmerte die Rüstung In der Abendsonne Stral; Von den Hufen ihrer Pferde Tönte weit umher die Erde Und die Hirsche flohn ins Thal. Auf des Söllers Gitter lehnte Die betäube Agnes sich, Sah die blanken Speere blinken, Sah - den edlen Ritter sinken, Sank, wie Albrecht, und erblich. Bang' von leiser Ahndung spornet Horst sein schaumbedecktes Pferd; Höret nun des Hauses Jammer, Eilet in des Fräuleins Kammer, Starrt und stürzt sich in sein Schwert. Rudolph nahm die kalte Tochter In den väterlichen Arm, Hielt sie so zwei lange Tage, Thränenlos und ohne Klage, Und verschied im stummen Harm.
Text Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819), "Romanze", written 1774, first published 1775
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Romance", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "Romance", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Romance", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Note: The 1775 edition has some more minor differences to the later editions.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor] , Johann Winkler16. Morgenlied eines Jünglings
Wenn Aurora früh mich grüßt, Mich mit Rosenlippen küßt, Scheuchet oft ihr Strahlensaum, Von des Bettes weichem Pflaum Einen kleinen süßen Traum, Find' ich dann mein Bettchen leer. Ach dann wird mein Herz so schwer, Und ich gäb Aurorens Gruß, Gäbe jeglichen Genuß, Gern für eines Weibchens Kuß.
Text Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]17. Lied
Lebhaft hab ichs oft empfunden, Alles, alles ist ein Traum. Einsam oft in ernsten Stunden Unter dem entlaubten Baum, Noch auf jedem meiner Schritte Folgt mir die Empfindung nach Folgt mir zu des Armen Hütte, Folgt mir in Paläste nach. Die Empfindung ernster Stunden, Unter dem entlaubten Baum, Die ich lebhaft oft empfunden, Alles, alles ist ein Traum. Schöner Frühling meiner Liebe, O daß ich dich je gekannt, O daß je mit Blumenkränzen, Schmeichelnd mich die Lieb umwand. Schnell entfloh die heitre Stille, Mich umrauschte Sturm der Nacht! O Empfindung ernster Stunden Unter dem entlaubten Baum, Stärker stets vor mir empfunden, Alles, alles ist ein Traum.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]18. Der Einsiedler
Wo lebt' ich glücklicher verborgen, Als unterm Úlmenschatten hier! Es fliehen, fern von Gram und Sorgen, In süßer Ruh die Tage mir. Im edlen Selbstgenuße schwindet Mein Leben ohne Sehnsuchtsglut, Und meine heitre Seele findet Im Frieden nur das höchste Gut. Was mangelt mir zum Erdenglücke? An Blum' und Frucht ist reich die Au; Es kleidet meinem freien Blicke Der Himmel sich in schön'res Blau. Und wann Gewitter ihn umzogen, Wann Hagel rauscht und Donner kracht, So strahlt der milde Regenbogen Bald Frieden durch die Wolkennacht. Die Zwietracht herrscht im Weltgetümmel Und jeden Schritt verfolgt der Schmerz; Kaum lacht, o Einsamkeit! dein Himmel, So kehret Ruh' in's bange Herz. Seht ihr dort wilde Fluten schäumen Und tobend über Klippen fliehn? Besänftigt unter meinen Bäumen Rinnt still dasselbe Wasser hin.
Text Authorship:
- by (Johann) Karl Philipp Lohbauer (1777 - 1809)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]19. Lied
Eile auf der Morgenröhte Flügeln
Her zu meinem Lager, süsses Bild!
In des Jammers Thräne dich zu spiegeln,
Die aus schlummerlosem Augen quillt!
...
Eile zu mir mit den Abendwinden,
Küsse zitternd und umfasse mich!
Eile zu mir! Erd' und Himmel schwinden!
Dora! Dora! ich umarme dich!
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author, "Am Morgen des 30 Octobers nach einer nächtlichen Zusammenkunft"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull20. Die Liebe
Ach! was ist die Liebe Für ein süßes Ding! Sorgenlos, wie Kinder, Führt sie uns durchs Leben. Unser ganzes Leben flieht Mit ihr geschwinder, Als uns ohne Liebe Sonst ein Tag verging! Ach! was ist die Liebe Für ein süßes Ding! Ach! was ist die Liebe Für ein süßes Ding! Mut gibt sie zur Arbeit, Hilft sie uns verrichten, Eine Blumenkette Werden unsre Pflichten, Und am Thron der Liebe Hängt der Kette Ring. Ach! was ist die Liebe Für ein süßes Ding! Ach! was ist die Liebe Für ein süßes Ding! Unsre Seele hebet Sich auf ihrem Flügel, Unsre Seele schwebet, Treu von ihr belebet, Über Tal und Hügel, Gleich dem Schmetterling. Ach! was ist die Liebe Für ein süßes Ding!
Text Authorship:
- by Friedrich Wilhelm Gotter (1746 - 1797)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]21. Das Grab
Still und ruhig ist des Todes Schlummer, Stumm und taub ists in dem engen Haus. Mit der Freude stirbt hier auch der Kummer, Röcheln auch der Menschheit Leiden aus. Träume, Wünsche, Sorgen groß und klein Schlummern dort auf einmal mit uns ein. Wärmt die Sonn' einst meinen Grabeshügel Kühlt der Mond die schwüle Sommernacht, Bringt der Frühling auf des Westwinds Flügel Blumen, Früchte, Lieblichkeit und Pracht: O! mich reizt kein Erdenglück nicht mehr! Still und ruhig ist es um mich her. Strönmt der Gram in heißen Tränen nieder, Weint die Sehnsucht, klagt ein banges Herz, Tönen dumpfe, schwermutsvolle Lieder, Ächzt und jammert über mir der Schmerz; O! mich rührt kein Erdenleiden mehr; Still und ruhig ist es um mich her. Rast die Mordlust über meinem Staube; Baden Menschen sich in Menschenblut, Zittern Länder, wird ihr Glück zum Raube, Wüten Seuchen, bebt der Heldenmut; O! ich schlaf in ungestörter Ruh Fest ist meines Grabes Hügel zu! Dürsten Toren heiß nach Gold und Ehren, Sind der wilden Leidenschaften Spiel? Knien schmachtend vor den Lustaltären, Drehen sich im rauschenden Gewühl: O dann liegt mein Herz, das einst gewallt, Unempfindlich wie das Grab, und kalt! Wenn Verläumder meine Werke tadeln, Wenn Verführer listig nach mir spähn, Wenn die Heuchler meine Tugend adeln, Oder Fromme segnend nach mir sehn: O dann dringt sich in mein enges Grab Weder Ruhm noch Tadel mehr hinab. Todeshügel! stille Grabeskammer! Sei mir heilig, süß ist deine Ruh! Ach! wann deckst du mich und meinen Jammer In der Erde Mutterschoose zu? Bis sie mich zur Herrlichkeit gebiert, Und mich Gott zum Engelleben führt.
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]22. Der Verlust
Hört! ich hatt' einmal ein Blümchen, Und das Blümchen war so schön, Daß ich glaubte, nun und nimmer Solch ein liebliches zu sehn. Feurig liebt' ich auch ein Mädchen, Weiß, wie Postpapier und fein, Schöner, dacht' ich, muß kein Mädchen Rings umher in Deutschland sein. Wie ihr wißt, so sind es meistens Aller guten Dinge drei, Darum führte mir die Freundschaft Auch noch einen Freund herbei: Seht: so hatt' ich meine Freude; Ich beroch das Blümchen viel, Trieb euch bald mit meinem Mädchen, Bald mit meinem Freunde Spiel. Aber Spiel und Freuden schwanden, Trüb und düster ward mein Sinn: Denn mein Mädchen nahm die Blumen Und mein Freund mein Mädchen hin.
Text Authorship:
- by Johann Friedrich von Schlotterbeck (1765 - 1840)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]23. Canon a 3
Der Ewige segnet der Frommen Tage, Ihr Erbe bleibet ewiglich.
Text Authorship:
- by Moses Mendelssohn (1729 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]24. Die Verschwiegenheit
Sobald Damötas Chloen sieht, Wird er auf einmal so gesellig; Er thut so schmeichelnd, so gefällig, Und all sein Stolz entflieht. Sie scheint durch ein geheim Behagen Genau dies Rätsel zu verstehn, Und er ist jung, und sie ist schön: Ich, ich will nichts weiter sagen. An ihrem blauen Busenband Bleibt oft sein loses Auge hangen, Er drückt mit schmachtendem Verlangen Oft feurig ihre Hand. Das Aug' auf ihre Brust geschlagen, Scheint sie beschämt, ihn anzusehn, Und er ist jung, und sie ist schön: Ich will nichts weiter sagen. Erblickt er schlafend sie am Bach, So schleicht er hin mit leisen Füßen, Sie aus dem Schlummer aufzuküssen: Doch Chloe wird nicht wach. Sie scheint sein zärtliches Betragen Nur listiger zu hintergehn, Und er ist jung, und sie ist schön: Ich will nichts weiter sagen. Sie gehn oft heimlich in den Hain; Er hält den Arm um sie geschlungen, Und in der Büsche Dämmerungen Sind sie oft ganz allein. Sie scheint mit ihm in schwülen Tagen Bloß zur Erkühlung hinzugehn, Und er ist jung, und sie ist schön: Ich will nichts weiter sagen.
Text Authorship:
- by Gottlieb von Leon (1757 - 1830), "Die Verschwiegenheit" [an adaptation]
Based on:
- a text in German (Deutsch) by Christian Felix Weisse (1726 - 1804), "Die Verschwiegenheit", first published 1763?
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Confirmed with Gedichte von Gottlieb Leon, Vien, Rudolph Gräffer und Compagnie, 1788, pages 25-26.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
25. Die Entzückung an Laura
Laura! Welt und Himmel weggeronnen Wähn ich - mich in Himmelmaienlicht zu sonnen Wenn dein Blik in meine Blike flimmt. Aetherlüfte träum' ich einzusaugen, Wenn mein Bild in deiner sanften Augen Himmelblauem Spiegel schwimmt. Leierklang aus Paradieses Fernen, Harfenschwung aus angenehmern Sternen, Ras' ich in mein trunken Ohr zu ziehn. Meine Muse fühlt die Schäferstunde, Wenn von deinem wollustvollem Munde Silbertöne ungern fliehn. Amoretten seh ich Flügel schwingen, Hinter dir die trunknen Fichten springen Wie von Orpheus Saitenruf belebt. Rascher rollen um mich her die Pole, Wenn im Wirbeltanze deine Sole Flüchtig wie die Welle schwebt. Deine Blike - wenn sie Liebe lächeln, Könnten Leben durch den Marmor fächeln, Felsenadern Pulse leyhn. Träume werden um mich her zu Wesen, Kann ich nur in deinen Augen lesen: Laura! Laura! Mein! Wann nun, wie, gehoben aus den Achsen Zween Gestirn', in Körper Körper wachsen, Mund an Mund gewurzelt brennt. Wollustfunken aus den Augen regnen, Seelen wie entbunden sich begegnen In des Athems Flammenwind. Eine Pause drohet hier den Sinnen Schwarzes Dunkel jagt den Tag von hinnen, Lagert sich um den gefangnen Blik. Leises Murmeln - dumpfer hin verloren - Stirbt allmählig in den trunknen Ohren, Und die Welt tritt in ihr Nichts zurük. Ha! daß izt der Flügel Chronos harrte, Hingebannt ob dieser Gruppe starrte, Wie ein Marmorbild - die Zeit! - Aber ach! - ins Meer des Todes jagen Wellen Wellen - über dieser Wonne schlagen Schon die Strudel der Vergessenheit.
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Die Entzükung an Laura", written 1771, first published 1771
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This is the first published version of Schiller's poem, reduced to seven stanzas and with some other modifications by the editor. For Schiller's original and the final versions see below.
Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]26. Das Veilchen
Warum, geliebtes Veilchen, blühst Du so entfernt im Tal? Versteckst dich unter Blätter, fliehst Der stolzen Blumenzahl. Und doch voll Liebreiz duftest du; Sobald man dich nur pflückt, Uns süßre Wohlgerüche zu, Als manche, die sich schmückt. Du bist der Demut Ebenbild, Die in der Stille wohnt, Und den, der ihr Verdienst enthüllt, Mit frommen Dank belohnt.
Text Authorship:
- by Christian Felix Weisse (1726 - 1804)
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