Achtzehn Gesänge , opus 75

by Max Reger (1873 - 1916)

1. Merkspruch [sung text checked 1 time]

Merk dir's in vollster Kraft, 
  Die man beneidet:
Wer Schönheit schafft,
  Der leidet.

Umsonst ward Drang und Lust
  Noch nie gegeben.
Du zahlst mit wunder Brust
  Für höchstes Leben.

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  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Proverbi remarcable", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Wilhelm Weigand, In der Frühe, Leipzig und Berlin: Georg Heinrich Meyer Heimatverlag, 1901, page 12. Appears in Im Übergang.


Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

2. Mondnacht [sung text checked 1 time]

Es ist ein seliges Prangen
  Und eine wilde Pracht;
Der Tag ist mild vergangen,
  Golden glüht die Nacht.

Wie hell nach dunklem Mühen,
  Ist nun dein Blut entfacht,
Dein Herz vergeht vor Blühen,
  Golden glüht die Nacht.

Ruhsame Schatten mildern,
  Was allzuheiß erwacht;
Ein Traum in seligen Bildern,
  Glüht golden die Nacht.

Authorship:

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  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Nit de lluna ", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Der Knabe an die Mutter [sung text checked 1 time]

Jung vermähle mich, o [meine]1 Mutter!
Eh der Bart ganz das Gesicht mir einfaßt,
Und sich Kinn und Schnurrbart mir verschlingen.
Möchten sonst die Mädchen von mir sagen,
Wenn sie einmal mich den Müttern zeigen:
["Mutter, sieh' aus dem Gesträuch den Bären!"
Oder: "Sieh' den Hasen aus dem Kraute!"]2

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  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El noi a la seva mare", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Sharon Krebs) , "The young lad to his mother", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Le garçon à sa mère", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission

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1 omitted by Reger
2 Reger:
"Mutter, sieh' aus dem Gesträuch den Bären,
o Mutter, sieh' den Hasen aus dem Kraute!"

Researcher for this text: Peter Schoene

4. Dämmer [sung text checked 1 time]

Liegt ein Dorf im Abendleuchten,
Und der Sonne roter Schein
Flammt aus niedern Häuserreih'n,
Mählich löst sich's von den feuchten
Wiesen wie ein dünner Flor,
Steigt und fällt und steigt empor,
Bis das holde Frühlingsbild
Ganz in Dämmer eingehüllt.

Authorship:

Researcher for this text: Peter Palmer

5. Böses Weib [sung text checked 1 time]

Ja, wann gleich wär das Firmament
Lauter Papier und Pergament,
  Und alle Wasser samt dem Meer
  Nicht denn lauter Tinten wär,
Die Stern' am Himmel allzumal,
Deren doch sind ohne Zahl,
  Ein jeder sich zum Schreiben richt':
  Könnten sie doch die Bosheit nicht
Beschreiben nur eines bösen Weib's!
Der Teufel in der Höll' beschreib's!

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It is based on

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

6. Ihr, ihr Herrlichen! [sung text checked 1 time]

[Aus den Gärten komm' ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber]1 ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in [die Schule der Menschen]2 gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, [aus der kräftigen]3 Wurzel,
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit [gewaltigem Arme]4 den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
[Könnt' ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd' ich unter euch wohnen.]1

Authorship:

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  • ENG English (Emily Ezust) , "You, you majestic ones!", copyright ©
  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission

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1 omitted by Reger.
2 Reger: "der Menschen Schule"
3 Reger: "aus kräftiger"
4 Reger: "gewaltigen Armen"

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

7. Schlimm für die Männer [sung text checked 1 time]

Sprachen Königin und König einstens:
"Was für Arbeit geb' ich unsern Sklaven?" --
"Feines Stickwerk soll'n die Mädchen sticken,
Dünnes Garn von Flachs die [Witwen spinnen]1,
Ungefurchtes Land die Männer graben." --

Sprachen Königin und König wieder:
"Was zum Abendmahl geb' ich den Sklaven?" --
"[Süßen]2 Honigkuchen gib den Mädchen,
Weiße Weizenbrötlein gib den Witwen,
Ungesiebtes Maismehlbrot den Männern."

Sprachen Königin und König wieder:
"Nachts wo sollen liegen unsre Sklaven?" --
"In dem oberen [Gemach]3 die Mädchen,
Auf dem weichen Polsterbett die Witwen,
Unter Nesseln unter'm Zaun die Männer."

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  • ENG English (Sharon Krebs) , "A sorry lot for men", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Triste sort pour les hommes", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission

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1 Wallnöfer: "Witwen"
2 Reger: "Süß"
3 Wallnöfer: "Gemache"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler

8. Wäsche im Wind [sung text checked 1 time]

Tollt der Wind über Feld und Wiese,
hat seinen Spaß er überall;
am liebsten neckt er die Liese
mit einem tückischen Überfall.
Will sie ihr Zeug auf die Leine bringen
zerrt er: "Liese, dies Hemd ist mein!"
Um jedes Laken muss Liese ringen,
jedes Stück will erobert sein!
Gibt es der Sausewind endlich verloren,
schlägt er noch im Übermut
ihr das nasse Zeug um die Ohren:
"Da liebe Liese, häng's auf und sei gut!"

Authorship:

Researcher for this text: Peter Schoene

9. All mein Gedanken [sung text checked 1 time]

All [mein']1 Gedanken, mein Herz und mein Sinn,
Da, wo die Liebste ist, wandern sie hin.
Geh'n ihres Weges trotz Mauer und Thor,
Da hält kein Riegel, kein Graben nicht vor,
Geh'n wie die Vögelein hoch durch die Luft,
Brauchen kein' Brücken über Wasser und Kluft,
Finden das Städtlein und finden das Haus,
Finden ihr Fenster aus allen heraus,
Und klopfen und rufen: "mach' auf, laß uns ein,
Wir kommen vom Liebsten und grüßen dich fein."

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
  • DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Emily Ezust) , "All my thoughts, my heart and my mind", copyright ©
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Toutes mes pensées, mon cœur et mon esprit", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
  • ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Tutti i miei pensier, il mio cuore e i miei sensi", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Felix Dahn's Sämtliche Werke poetischen Inhalts, Band XVI, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1898, page 70.

1 Kremser, Plüddemann: "meine"; more changes may exist not noted above

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]

10. Schwäbische Treue [sung text checked 1 time]

Mein Schatz ist auf die Wanderschaft
  Wohl in die weite Welt,
Aufs Brusttuch, wenn's niemand sieht,
  Ein bittres Tröpfchen fällt.

Ich möcht ihm nach und scheute nicht
  Gestürm noch Wolkensturz,
Wär nur mein Jäckchen nicht so dünn,
  Mein Röcklein gar so kurz!

Bleib' lieber in der Stube drum,
  Da ist's gemütlich warm
Und hinterm Ofen sitzt der Hans,
  Der nimmt mich in seinen Arm.

Authorship:

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

11. Aeolsharfe [sung text checked 1 time]

Geheimnisvoller Klang,
Für Geister der Luft besaitet,
Von keines Menschen Gesang,
Von Stürmen nur begleitet.

In deinen Tiefen sind
Die Melodien der Sterne, --
So ruft ein weinend Kind
Der Mutter in die Ferne.

Laute der Trösterin der Einsamkeit!
So [ziehen]1 über Fluten Schwäne,
So wiegt in Träume [der]2 Seligkeit
Die schmerzenstillenden Thräne.

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , " Harpe éolienne", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission

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1 Reger: "zieh'n"
2 in some editions of Reger: "die" (typo?)

Researcher for this text: Peter Donderwinkel

12. Hat gesagt - bleibt's nicht dabei [sung text checked 1 time]

Mein Vater hat gesagt,
Ich soll das Kindlein wiegen,
Er will mir auf den Abend
Drei Gaggeleier sieden;
Siedt er mir drei,
Ißt er mir zwei,
Und ich mag nicht wiegen
Um ein einziges Ei.

Mein Mutter hat gesagt,
Ich soll die Mägdlein verraten,
Sie wollt mir auf den Abend
Drei Vögelein braten;
Brät sie mir drei,
Ißt sie mir zwei,
Um ein [einziges]1 Vöglein
Treib ich [kein]2 Verräterei.

Mein Schätzlein hat gesagt,
Ich [soll]3 sein gedenken,
Er wöllt mir auf den Abend
Drei Küßlein auch schenken;
Schenkt er mir drei,
Bleibt's nicht dabei,
Was kümmert michs Vöglein,
Was schiert mich das Ei.

Authorship:

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
  • DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Emily Ezust) , "He has said - but it won't stop at that", copyright ©
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Elle a dit - Je ne m'en contenterai point", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Ludwig Achim's von Arnim Sämmtliche Werke, Siebzehnter Band, Berlin, Expedition des v. Arnimschen Verlags, 1846, p. 28.

1 in some editions of Strauss, "einzig"
2 Weingartner: "nicht"
3 Weingartner: "solle"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler

13. Das Ringlein [sung text checked 1 time]

Es ist ein Ring gebogen, 
Der ist nicht blank von Glück!
An dem ihr armes Leben hing,
Dem Vöglein gleich am Kettenring

Es ist ein Ring gebogen, 
Den bräch' ich gern in Stück'!
Es ist eine Hand gebogen, 
Die hebt mein Kinn empor!

Die Tränen sind mir geronnen...
die Hand spricht, was ich gewonnen...
Es ist ein Ring gebogen, 
Der spricht, was ich verlor.

Authorship:

Researcher for this text: Peter Schoene

14. Schlafliedchen [sung text checked 1 time]

Sum, sum, der Sandmann geht, --
Ach wie dunkel, ach wie spät!
Tritt zu jedem Kind ins Haus,
Streut die stillen Körner aus.

Sum, sum, der Sandmann geht, --
Komm, [und]1 sprich dein Nachtgebet:
Lieber Gott, mach du mich fromm,
Daß ich in den Himmel komm!

Falt' die Händchen, schlaf in Ruh,
Deine Mutter deckt dich zu,
Wird ein Engel wunderschön
Heut' an deinem Bettchen steh'n.

Authorship:

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Carl Busse, Vagabunden. Neue Lieder und Gedichte, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1901, page 108. Note: in Cramer's setting, "Sum" is spelled "Summ" throughout.

1 Cramer, Feist: "nun"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]

15. Darum [sung text checked 1 time]

Hab' Singen für mein Leben gern,
hallt's froh durch Feld und Tann';
drum ärgert's mich, daß gerade auch
mein Schatz nicht singen kann.

Das schönste Liebeslied aber
soll er endlich lernen mir,
am Abend schon probiert er's brav
vor meiner Kammertür.

Ich glaub', er lernt's sein Lebtag nie,
die Nachbarn johl'n und schrein,
drum in die Kammer nehm ich schnell
den armen Tropf herein!

Authorship:

Researcher for this text: Peter Palmer

16. Das Fenster klang im Winde [sung text checked 1 time]

Das Fenster klang im Winde,
die goldnen Felder wiegen sich...
vorm Fenster unter der Linde
küßte sich ein Menschenpaar.
Eine Lerche singt draußen
und nahm meine Seele mit hinauf
Unter der Linde vor deinem Hause
schlug ein Glück die Augen auf.

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El vent feia cruixir la finestra ", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission

Researcher for this text: Peter Schoene

17. Du brachtest mir deiner Seele Trank [sung text checked 1 time]

Du brachtest mir Deiner Seele Trank
in einer krystallenen Schale dar,
ein tiefes Verstehen ist mein Dank,
Dein Wesen ist ganz mir offenbar.
Nun reiche ich meine Schale dir,
du trinkst davon und bist mit mir
genesen von allem Menschenleid
und von der Erde sternenweit.

Authorship:

Researcher for this text: Peter Schoene

18. Einsamkeit [sung text checked 1 time]

Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen,
Gebet Jeglichem gern, was er im stillen begehrt!
Schaffet dem Traurigen Trost, dem Zweifelhaften Belehrung,
Und dem Liebenden gönnt, daß ihm begegne sein Glück.
Denn euch gaben die Götter, was sie den Menschen versagten,
Jeglichem, der euch vertraut, [tröstlich und hilfreich]1 zu sein.

Authorship:

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  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Solitud", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Emily Ezust) , "Solitude", copyright ©
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Solitude", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

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1 Medtner: "hilfreich und tröstlich"

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]