O schauerliche Lebenswirrn, wir hängen hier am roten Zwirn! Die Unke unkt, die spinne spinnt, und schiefe Scheitel kämmt der Wind. O Greule, Greule, wüste Greule! "Du bist verflucht!" so sagt die Eule. Der Sterne Licht am Mond zerbricht. Doch dich zerbrachs noch immer nicht. O Greule, Greule, wüste Greule! Hört ihr den Huf der Silbergäule? Es schreit der Kauz: pardauz! pardauz! da tauts, da grauts, da brauts, da blauts!
Galgenlieder
by Richard Farber (b. 1945)
1. Bundeslied der Galgenbrüder  [sung text not yet checked]
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- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Bundeslied der Galgenbrüder", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant d'union des frères du gibet", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
2. Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid  [sung text not yet checked]
Sophie, mein Henkersmädel, komm, küsse mir den Schädel! Zwar ist mein Mund ein schwarzer Schlund - doch du bist gut und edel! Sophie, mein Henkersmädel, komm, streichle mir den Schädel! Zwar ist mein Haupt des Haars beraubt - doch du bist gut und edel! Sophe, mein Henkersmädel, komm, schau mir in den Schädel! Die Augen zwar, sie fraß der Aar - doch du bist gut und edel!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chanson des frères du gibet à Sophie, la fille du bourreau", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
3. Nein!  [sung text not yet checked]
Pfeift der Sturm? Keift ein Wurm? Heulen Eulen hoch vom Turm? Nein! Es war des Galgenstrickes dickes Ende, welches ächzte, so als ob im Galopp eine müdgehetzte Mähre nach dem nächsten Brunnen lechzte, (der vielleicht noch ferne wäre).
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- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Nein!", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , "Nee!", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "No!", copyright © 2005
- ENG English (Gary Bachlund) , "No!", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
4. Das große Lalulä  [sung text not yet checked]
Kroklokwafzi? Semememi! Seiokrontro - prafriplo: Bifzi, bafzi; hulalemi; quasti basti bo ... Lalu lalu lalu lalu la! Hontraruru miromente zasku zes rü rü? Entepente, leiolente klekwapufzi lü? Lalu lalu lalu lalu la! Simarar kos malzipempu silzuzankunkrei (;)! Marjomar dos: Quempu Lempu Siri Suri Sei ( )! Lalu lalu lalu lalu la!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das große Lalula"
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- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Suuri Lalula", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
5. Der Zwölf‑Elf  [sung text not yet checked]
Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand: Da schlägt es Mitternacht im Land. Es lauscht der Teich mit offnem Mund. Ganz leise heult der Schluchtenhund. Die Dommel reckt sich auf im Rohr. Der Moosfrosch lugt aus seinem Moor. Der Schneck horcht auf in seinem Haus. Desgleichen die Kartoffelmaus. Das Irrlicht selbst macht Halt und Rast auf einem windgebrochnen Ast. Sophie, die Maid, hat ein Gesicht: Das Mondschaf geht zum Hochgericht. Die Galgenbrüder wehn im Wind. Im fernen Dorfe schreit ein Kind. Zwei Maulwurf küssen sich zur Stund als Neuvermählte auf den Mund. Hingegen tief im finstern Wald ein Nachtmahr seine Fäuste ballt: Dieweil ein später Wanderstrumpf sich nicht verlief in Teich und Sumpf. Der Rabe Ralf ruft schaurig: "Kra! Das End ist da! Das End ist da!" Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand: Und wieder schläft das ganze Land.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Zwölf-Elf", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Das Mondschaf  [sung text not yet checked]
Das Mondschaf steht auf weiter Flur. Es harrt und harrt der großen Schur. Das Mondschaf. Das Mondschaf rupft sich einen Halm und geht dann heim auf seine Alm. Das Mondschaf. Das Mondschaf spricht zu sich im Traum: "Ich bin des Weltalls dunkler Raum." Das Mondschaf. Das Mondschaf liegt am Morgen tot. Sein Leib ist weiß, die Sonn' ist rot. Das Mondschaf.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Mondschaf", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le mouton de la lune", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
7. Lunovis  [sung text not yet checked]
Lunovis in planitie stat Cultrumque magn' expectitat. Lunovis. Lunovis herba rapta it In montes, unde cucurrit. Lunovis. Lunovis habet somnium: Se culmen rer' ess' omnium. Lunovis. Lunovis mane mortuumst. Sol ruber atque ips' albumst. Lunovis.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Lunovis"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Der Rabe Ralf  [sung text not yet checked]
Der Rabe Ralf will will hu hu dem niemand half still still du du half sich allein am Rabenstein will will still still hu hu Die Nebelfrau will will hu hu nimmts nicht genau still still du du sie sagt nimm nimm 's ist nicht so schlimm will will still still hu hu Doch als ein Jahr will will hu hu vergangen war still still du du Da lag im Rot der Rabe tot will will still still du du In diesem Gedicht wird die Sozialdemokratie characterisiert beziehungsweise ihr Übergang von lasalleschen zu marxistischen Ideen.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Rabe Ralf", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The Raven Ralf", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Note: the last two lines are often left unset to music, but they are included in the Bachlund setting.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
9. Fisches Nachtgesang  [sung text not yet checked]
— ‿ ‿ — — — ‿ ‿ ‿ ‿ — — — ‿ ‿ ‿ ‿ — — — ‿ ‿ ‿ ‿ — — — ‿ ‿ ‿ ‿ — — — ‿ ‿ —
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Fisches Nachtgesang"
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- ENG English (Emily Ezust) , "Fish's night song"
10. Galgenbruders Frühlingslied  [sung text not yet checked]
Es lenzet auch auf unserm Spahn, o selige Epoche! Ein Hälmlein will zum Lichte nahn aus einem Astwurmloche. Es schaukelt bald im Winde hin und schaukelt bald drin her. Mir ist beinah, ich wäre wer, der ich doch nicht mehr bin ...
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Galgenbruders Frühlingslied"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]11. Das Hemmed  [sung text not yet checked]
Kennst du das einsame Hemmed? Flattertata, flattertata. Der 's trug, ist baß verdämmet! Flattertata, flattertata. Es knattert und rattert im Winde. Windurudei, windurudei. Es weint wie ein kleines Kinde. Windurudei, windurudei. Das ist das einsame Hemmed.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Hemmed", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La chemmise", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
12. Das Problem  [sung text not yet checked]
Der Zwölf-Elf kam auf sein Problem und sprach: Ich heiße unbequem. Als hieß ich etwa Drei-Vier statt Sieben - Gott verzeih mir! Und siehe da, der Zwölf-Elf nannt sich von jenem Tag ab Dreiundzwanzig.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Problem", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]13. Neue Bildungen, der Natur vorgeschlagen  [sung text not yet checked]
Der Ochsenspatz Die Kamelente Der Regenlöwe Die Turtelunke Die Schoßeule Der Walfischvogel Die Quallenwanze Der Gürtelstier Der Pfauenochs Der Werfuchs Die Tagtigall Der Sägeschwan Der Süßwassermops Der Weinpintscher Das Sturmspiel Der Eulenwurm Der Giraffenigel Das Rhinozepony Die Gänseschmalzblume Der Menschenbrotbaum
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Neue Bildungen, der Natur vorgeschlagen", first published 1932
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- ENG English (Gary Bachlund) , "New pictures", written 2011, copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
14. Die Trichter  [sung text not yet checked]
Zwei Trichter wandeln durch die Nacht. Durch ihres Rumpfs verengten Schacht fließt weißes Mondlicht still und heiter auf ihren Waldweg u.s. w.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Trichter", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Les entonnoirs", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
15. Der Tanz  [sung text not yet checked]
Ein Vierviertelschwein und eine Auftakteule trafen sich im Schatten einer Säule, die im Geiste ihres Schöpfers stand. Und zum Spiel der Fiedelbogenpflanze reichten sich die zwei zum Tanze Fuß und Hand. Und auf seinen dreien rosa Beinen hüpfte das Vierviertelschwein graziös, und die Auftakteul' auf ihrem einen wiegte rhythmisch ihr Gekrös. Und der Schatten fiel, und der Pflanze Spiel klang verwirrend melodiös. Doch des Schöpfers Hirn war nicht von Eisen, und die Säule schwand, wie sie gekommen war; und so musste denn auch unser Paar wieder in sein Nichts zurücke reisen. Einen letzten Strich tat der Geigerich - und dann war nichts weiter zu beweisen.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Tanz"
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , "De dans", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
16. Das Knie  [sung text not yet checked]
Ein Knie geht einsam durch die Welt. Es ist ein Knie, sonst nichts! Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt! Es ist ein Knie, sonst nichts. Im Kriege ward einmal ein Mann erschossen um und um. Das Knie allein blieb unverletzt - als wär's ein Heiligtum. Seitdem geht's einsam durch die Welt. Es ist ein Knie, sonst nichts. Es ist kein Baum, es ist kein Zelt. Es ist ein Knie, sonst nichts.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Knie", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , "De knie", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le genou", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
17. Der Seufzer  [sung text not yet checked]
Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis und träumte von Liebe und Freude. Es war an dem Stadtwall und Schneeweiß glänzten die Stadtwallgebäude Der Seufzer dacht' an ein Maidelein und blieb erglühend stehen. Da schmolz die Eisbahn unter ihm -- und er sank -- und ward nimmer gesehen!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Seufzer", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The sigh", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le soupir", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
18. Bim, Bam, Bum  [sung text not yet checked]
Ein Glockenton fliegt durch die Nacht, als hätt' er Vogelflügel, er fliegt in römischer Kirchentracht wohl über Tal und Hügel. Er sucht die Glockentönin BIM, die ihm vorausgeflogen; d. h. die Sache ist sehr schlimm, sie hat ihn nämlich betrogen. "O komm" so ruft er, "komm, dein BAM erwartet dich voll Schmerzen. Komm wieder, BIM, geliebtes Lamm, dein BAM liebt dich von Herzen!" Doch BIM, dass ihr's nur alle wisst, hat sich dem BUM ergeben; der ist zwar auch ein guter Christ, allein das ist es eben. Der BAM fliegt weiter durch die Nacht wohl über Wald und Lichtung. Doch, ach, er fliegt umsonst! Das macht, er fliegt in falscher Richtung.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Bim, Bam, Bum", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Ding, Deng, Dong", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
19. Das æsthetische Wiesel  [sung text not yet checked]
Ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten Bachgeriesel. Wißt ihr, weshalb? Das Mondkalb verriet es mir im stillen: Das raffinier - te Tier tats um des Reimes willen.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das ästhetische Wiesel"
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , "De esthetische wezel", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "The aesthetic Weasel", copyright © 2001, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La belette esthète", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
20. Der Schaukelstuhl auf der verlassenen Terrasse  [sung text not yet checked]
"Ich bin ein einsamer Schaukelstuhl und wackel im Winde, im Winde. Auf der Terrasse, da ist es kuhl, und ich wackel im Winde, im Winde. Und ich wackel und nackel den ganzen Tag. Und es nackelt und rackelt die Linde Wer weiß, was sonst wohl noch wackeln mag im Winde, im Winde, im Winde."
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Schaukelstuhl auf der verlassenen Terrasse", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
21. Die Beichte des Wurms  [sung text not yet checked]
Es lebt in einer Muschel ein Wurm gar seltner Art; der hat mir mit Getuschel sein Herze offenbart. Sein armes kleines Herze, hei, wie das flog und schlug! Ihr denket wohl, ich scherze? Ach, denket nicht so klug. Es lebt in einer Muschel ein Wurm gar seltner Art; der hat mir mit Getuschel sein Herze offenbart.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Beichte des Wurms", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , "De biecht van de worm", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La confession du ver", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
22. Das Weiblein mit der Kunkel  [sung text not yet checked]
Um stille Stübel schleicht des Monds barbarisches Gefunkel? im Gäßchen hoch im Norden wohnt's, das Weiblein mit der Kunkel. Es spinnt und spinnt. Was spinnt es wohl? Es spinnt und spintisieret... Es trägt ein weißes Kamisol, das seinen Körper zieret. Um stille Stübel schleicht des Monds barbarisches Gefunkel - im Gäßchen hoch im Norden wohnt's, Das Weiblein mit der Kunkel.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Weiblein mit der Kunkel", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La petite femme à la quenouille", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
23. Die Mitternachtsmaus  [sung text not yet checked]
Wenn's mitternächtigt und nicht Mond noch Stern das Himmelshaus bewohnt, läuft zwölfmal durch das Himmelshaus die Mitternachtsmaus. Sie pfeift aus ihrem kleinen Maul, - im Traume brüllt der Höllengaul... Doch ruhig läuft ihr Pensum aus die Mitternachtsmaus. Ihr Herr, der große weiße Geist, ist nämlich solche Nacht verreist. Wohl ihm! Es hütet ihm sein Haus die Mitternachtsmaus.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Mitternachtsmaus", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "The midnight mouse", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La souris de minuit", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
24. Himmel und Erde  [sung text not yet checked]
Der Nachtwindhund weint wie ein Kind, dieweil sein Fell von Regen rinnt. Jetzt jagt er wild das Neumondweib, das hinflieht mit gebognem Leib. Tief unten geht, ein dunkler Punkt, querüberfeld ein Forstadjunkt.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Himmel und Erde", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Heaven and Earth", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Ciel et terre", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
25. Der Walfisch oder Das Überwasser  [sung text not yet checked]
Das Wasser rinnt, das Wasser spinnt, bis es die ganze Welt gewinnt. Das Dorf ersäuft, die Eule läuft, und auf der Eiche sitzt ein Kind. Dem Kind sind schon die Beinchen nass, es ruft: das Wass, das Wass, das Wass! Der Walfisch weint und sagt, mir scheint, es regnet ohne Unterlass. Das Wasser rann mit zasch und zisch, die Erde ward zum Wassertisch. Und Kind und Eul', o greul, o greul - sie frissifraß der Walfafisch.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Walfafisch oder Das Oberwasser"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]26. Das Gebet  [sung text not yet checked]
Die Rehlein beten zur Nacht, hab acht! Halb neun! Halb zehn! Halb elf! Halb zwölf! Zwölf! Die Rehlein beten zur Nacht, hab acht! Sie falten die kleinen Zehlein, die Rehlein.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Gebet", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La prière", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
27. Mondendinge  [sung text not yet checked]
Dinge gehen vor im Mond, die das Kalb selbst nicht gewohnt. Tulemond und Mondamin liegen heulend auf den Knien. Heulend fletschen sie die Zähne auf der schwefligen Hyäne. Aus den Kratern aber steigt Schweigen, das sie überschweigt. Dinge gehen vor im Mond, die das Kalb selbst nicht gewohnt. Tulemond und Mondamin liegen heulend auf den Knien...
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Mondendinge"
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- DUT Dutch (Nederlands) (Joost van der Linden) , "Maandingen", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
28. Die Schildkrökröte  [sung text not yet checked]
"Ich bin nun tausend Jahre alt und werde täglich älter; der Gotenkönig Theobald erzog mich im Behälter. Seitdem ist mancherlei geschehn, doch weiß ich nichts davon; zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn ein Kaufmann zu Heilbronn. Ich kenne nicht des Todes Bild und nicht des Sterbens Nöte: Ich bin die Schild – ich bin die Schild – Ich bin die Schild – krö – kröte."
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Schildkrökröte", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]29. Der Hecht  [sung text not yet checked]
Ein Hecht, vom heiligen Anton bekehrt, beschloss, samt Frau und Sohn, am vegetarischen Gedanken moralisch sich emporzuranken. Er aß seit jenem nur noch dies: Seegras, Seerose und Seegrieß. Doch Grieß, Gras, Rose floss, o Graus, entsetzlich wieder hinten aus. Der ganze Teich ward angesteckt. Fünfhundert Fische sind verreckt. Doch Sankt Anton, gerufen eilig, sprach nichts als "Heilig! heilig! heilig!"
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Hecht"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]30. Der Nachtschelm und das Siebenschwien oder Eine glückliche Ehe  [sung text not yet checked]
Der Nachtschelm und das Siebenschwein, die gingen eine Ehe ein, o wehe! Sie hatten dreizehn Kinder, und davon war eins der Schluchtenhund, zwei andre waren Rehe. Das vierte war die Rabenmaus, das fünfte war ein Schneck samt Haus, o Wunder! Das sechste war ein Käuzelein, das siebte war ein Siebenschwein und lebte in Burgunder. Acht war ein Gürteltier nebst Gurt, neun starb sofort nach der Geburt, owehe! Von zehn bis dreizehn ist nicht klar; - doch wie dem auch gewesen war, es war eine glückliche Ehe!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Nachtschelm und das Siebenschwein - oder - Eine glückliche Ehe", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le fripon de la nuit et l'heptaporc -- ou un ménage heureux", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
31. Die beiden Esel  [sung text not yet checked]
Ein finstrer Esel sprach einmal zu seinem ehlichen Gemahl: "Ich bin so dumm, du bist so dumm, wir wollen sterben gehen, kumm!" Doch wie es kommt so öfter eben: Die beiden blieben fröhlich leben.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die beiden Esel", appears in Galgenlieder, in Ausgeschiedene Gedichte
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Mister and Missus Ass", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Les deux ânes", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
32. Der Steiochs  [sung text not yet checked]
Der Steinochs schüttelt stumm sein Haupt, daß jeder seine Kraft ihm glaubt. Er spießt dich plötzlich auf sein Horn und bohrt von hinten dich bis vorn. Weh! Der Steinochs lebt von Berg zu Berg, vor ihm wird, was da wandelt, Zwerg. Er nährt sich meist - und das ist neu - von menschlicher Gehirne Heu. Weh! Der Steinochs ist kein Tier, das stirbt, dieweil sein Fleisch niemals verdirbt. Denn wir sind Staub, doch er ist Stein! Du möchstest wohl auch Steinochs sein? He?
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Steinochs", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]33. Tapetenblume  [sung text not yet checked]
"Tapetenblume bin ich fein, kehr' wieder ohne Ende, doch statt im Mai'n und Mondenschein, auf jeder der vier Wände. Du siehst mich nimmerdar genung, so weit du blickst im Stübchen, und folgst du mir per Rösselsprung - wirst du verrückt, mein Liebchen."
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Tapetenblume"
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Wallpaper flowers", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Kukkanen tapetissa", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
34. Das Wasser  [sung text not yet checked]
Ohne Wort, ohne Wort rinnt das Wasser immerfort; andernfalls, andernfalls sprach' es doch nichts andres als: Bier und Brot, Lieb und Treu,- und das wäre auch nicht neu. Dieses zeigt, dieses zeigt, dass das Wasser besser schweigt.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Wasser"
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Water", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
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35. Die Luft  [sung text not yet checked]
(Herrn Dr. Lärmschutz-Lessing) Die Luft war einst dem Sterben nah. "Hilf mir, mein himmlischer Papa", so rief sie mit sehr trübem Blick, "ich werde dumm, ich werde dick; du weißt ja sonst für alles Rat - schick mich auf Reisen, in ein Bad, auch saure Milch wird gern empfohlen;- wenn nicht - lass ich den Teufel holen!" Der Herr, sich scheuend vor Blamage, erfand für sie die - Tonmassage. Es gibt seitdem die Welt, die - schreit. Wobei die Luft famos gedeiht.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Luft", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "L'air", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
36. Wer denn?  [sung text not yet checked]
>Ich gehe tausend Jahre um einen kleinen Teich, und jedes meiner Haare bleibt sich im Wesen gleich. Im Wesen wie im Guten, das ist doch alles eins; so mag uns Gott behuten in dieser Welt des Scheins!<
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Wer denn", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]37. Der Lattenzaun  [sung text not yet checked]
Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun. Ein Architekt, der dieses sah, stand eines Abends plötzlich da und nahm den Zwischenraum heraus und baute draus ein großes Haus. Der Zaun indessen stand ganz dumm, mit Latten ohne was herum. Ein Anblick grässlich und gemein. Drum zog ihn der Senat auch ein. Der Architekt jedoch entfloh nach Afri- od- Ameriko.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Lattenzaun"
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La clôture de lattes", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
38. Die beiden Flaschen  [sung text not yet checked]
Zwei Flaschen stehn auf einer Bank, die eine dick, die andre schlank. Sie möchten gerne heiraten. Doch wer soll ihnen beiraten? Mit ihrem Doppel-Auge leiden sie auf zum blauen Firmament . . . Doch niemand kommt herabgerennt und kopuliert die beiden.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die beiden Flaschen", appears in Galgenlieder, in Der Ginganz und Verwandtes
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Both bottles", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Les deux bouteilles", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
39. Das Lied vom blonden Korken  [sung text not yet checked]
Ein blonder Korke spiegelt sich in einem Lacktablett -- allein er säh' sich dennoch nich, selbst wenn er Augen hätt'! Das macht, dieweil er senkrecht steigt zu seinem Spiegelbild! Wenn man ihn freilich seitwärts neigt, zerfällt, was oben gilt. O Mensch, gesetzt, du spiegelst dich im, sagen wir, -- im All! Und senkrecht! -- wärest du dann nich ganz in demselben Fall?
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Lied vom blonden Korken", appears in Galgenlieder, in Der Ginganz und Verwandtes
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The Song of the blond Cork", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La chanson du bouchon blond", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
40. Der Würfel  [sung text not yet checked]
Ein Würfel sprach zu sich: Ich bin mir selbst nicht völlig zum Gewinn! Denn meines Wesens sechste Seite, und sei es auch Ein Auge bloß sieht immerdar statt in die Weite, der Erde ewig dunklen Schoß. Als dies die Erde, drauf er ruhte, vernommen, ward ihr schlimm zu Mute. Du Esel, sprach sie, ich bin dunkel, weil dein Gesäß mich just bedeckt! Ich bin so licht wie ein Karfunkel, sobald du dich hinweggefleckt. Der Würfel, innerlichst beleidigt, hat sich nicht weiter drauf verteidigt.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Würfel", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]41. Kronprätendenten  [sung text not yet checked]
-- "Ich bin der Graf von Réaumur und hass' euch wie die Schande! Dient nur dem Celsio für und für, Ihr Apostatenbande!" Im Winkel König Fahrenheit hat still sein Mus gegessen. -- "Ach Gott, sie war doch schön, die Zeit, da man nach mir gemessen!"
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Kronprätendenten", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Pretender to the Throne", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
42. Die Weste  [sung text not yet checked]
Es lebt in Süditalien eine Weste an einer Kirche dämmrigem Altar. Versteht mich recht: Noch dient sie Gott aufs beste. Doch wie in Adam schon Herr Hæckel war, (zum Beispiel bloß), so steckt in diesem Reste Brokat voll Silberblümlein wunderbar schon heut der krause Übergang verborgen vom Geist von gestern auf den Wanst von morgen.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Weste", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]43. Philanthropisch  [sung text not yet checked]
Ein nervöser Mensch auf einer Wiese wäre besser ohne sie daran; darum seh' er, wie er ohne diese (meistens mindstens) leben kann. Kaum dass er gelegt sich auf die Gräser, naht der Ameis, Heuschreck, Mück und Wurm, naht der Tausendfuß und Ohrenbläser, und die Hummel ruft zum Sturm. Ein nervöser Mensch auf einer Wiese tut drum besser, wieder aufzustehn und dafür in andre Paradiese (beispielshalber: weg) zu gehn.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Philantropisch"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]44. Der Mond  [sung text not yet checked]
Als Gott den lieben Mond erschuf, gab er ihm folgenden Beruf: Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen sich deutschen Lesern zu bequemen, ein A formierend und ein Z - dass keiner groß zu denken hätt'. Befolgend dies ward der Trabant ein völlig deutscher Gegenstand.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Mond", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La lune", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Note: in stanza 3, line 1, the letters A and Z appear in printed editions as the old Sütterlin letters. Some online editions erroneously use Greek letters. See Wikipedia's entry on Sütterlin.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
45. Die Westküsten  [sung text not yet checked]
Die Westküsten traten eines Tages zusammen und erklärten, sie seien keine Westküsten, weder Ostküsten noch Westküsten – ,daß sie nicht wüßten!’ Sie wollten wieder ihre Freiheit haben und für immer das Joch des Namens abschütteln, womit eine Horde von Menschenbütteln sich angemaßt habe, sie zu begaben. Doch wie sich befreien, wie sich erretten aus diesen widerwärtigen Ketten? Ihr Westküsten, fing eine an zu spotten, gedenkt ihr den Menschen etwan auszurotten? Und wenn schon! rief eine andre schrill. Wenn ich seine Magd nicht mehr heißen will?– Dann blieben aber immer noch die Atlanten – meinte eine von den asiatischen Tanten. Schließlich, wie immer in solchen Fällen, tat man eine Resolution aufstellen. Fünfhundert Tintenfische wurden aufgetrieben, und mit ihnen wurde folgendes geschrieben: Wir Westküsten erklären hiermit einstimmig, daß es uns nicht gibt, und zeichnen hochachtungsvoll: Die vereinigten Westküsten der Erde. – Und nun wollte man, daß dies verbreitet werde. Sie riefen den Walfisch, doch er tat’s nicht achten; sie riefen die Möven, doch die Möven lachten; sie riefen die Wolke, doch die Wolke vernahm nicht; sie riefen ich weiß nicht was, doch ich weiß nicht was kam nicht. Ja, wieso denn, wieso? schrie die Küste von Ecuador: Wärst du etwa kein Walfisch, du grober Tor? Sehr richtig, sagte der Walfisch mit vollkommener Ruh: Dein Denken, liebe Küste, dein Denken macht mich erst dazu. Da war’s den Küsten, als säh’n sie sich im Spiegel: ganz seltsam erschien ihnen plötzlich ihr Gewiegel. Still schwammen sie heim, eine jede nach ihrem Land. Und die Resolution, die blieb unversandt.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Westküsten", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]46. Unter Zeiten  [sung text not yet checked]
Das Perfekt und das Imperfekt tranken Sekt.1 Sie stießen aufs Futurum an (was man wohl gelten lassen kann).2 Plusquamper und Exaktfutur blinzten nur.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Unter Zeiten", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Under tenses", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Aikojen kesken", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Entre temps", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
1 Bergman adds "Sie tranken Sekt, sie haben getrunken."
2 Bergman adds "Sie werden Sekt trinken,/ Sie werden getrunken haben."
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
47. Unter Schwarzkünstlern  [sung text not yet checked]
Eines Mittags las man: "Pfiffe zu mieten gesucht! Hundertweis, zu jedem Preis! Victor Emanuel Wasmann!" Um sechs Uhr kam der erste Pfiff von einem alten Kohlenschiff. Um acht Uhr waren’s tausend schon. Um neun Uhr eine halbe Million. Victor Emanuel Wasmann schlug die Türe zu: Nun ist’s genug! Hört zu, ihr Pfiffe! Ich habe einen Feind (hört! hört!), der mir des Nachts die Ruhe stört, – auf den sollt ihr marschieren! Er hat Gelächter angestellt, die schickt er nachts mir an mein Bett, da hocken sie auf der Decke, mit Flügeln weiß und Flügeln rot, und krähn und flattern mich zu Tod. – Doch alles hat sein Ende. Die Pfiffe pfiffen wie Ein Mann; empfingen ihren Sold sodann. (Ein Schusterjungenpfiff sogar bot Wasmann sich als Bravo dar.) Drauf ließ er sie durchs Ofenloch .. Doch lange stand er brütend noch, schrieb Zeichen, hob die Hand und schwur, ein schwarzer Meister der Natur ... * Bald nach diesem ging Ein Herr Axel Ring kurzerhand außer Land- – Wasmann hatte gesiegt.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Unter Schwarzkünstlern", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]48. Der Traum der Magd  [sung text not yet checked]
Am Morgen spricht die Magd ganz wild: "Ich hab heut Nacht ein Kind gestillt - ein Kind mit einem Käs als Kopf - und einem Horn am Hinterschopf! Das Horn, o denkt euch, war aus Salz und ging zu essen, und dann -" "Halt's - halt's Maul!" so spricht die Frau, "und geh an deinen Dienst, Zä-zi-li-e!"
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Traum der Magd", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The maiden's dream", rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le rêve de la servante", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
49. Zäzillei I  [sung text not yet checked]
Das Erste, des Zäzilie beflissen, ist dies: sie nimmt von Tisch und Stuhl die Bücher und legt sie Stück auf Stück, wie Taschentücher, jeweils nach bestem Wissen und Gewissen. Desgleichen ordnet sie die Schreibereien, die Hefte, Mappen, Bleis und Gänsekiele, vor Augen nur das eine Ziel der Ziele, dem Genius Ordnung das Gemach zu weihen. Denn Sauberkeit ist nicht zwar ihre Stärke, doch Ordnung, Ordnung ist ihr eingeboren. Ein Scheuerweib ist nicht an ihr verloren. Dafür ist Symmetrie in ihrem Werke.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), no title, appears in Galgenlieder, in Zäzillei, no. 1
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]50. Zäzillei II  [sung text not yet checked]
Zäzilie soll die Fenster putzen, sich selbst zum Gram, jedoch dem Haus zum Nutzen. Durch meine Fenster muß man, spricht die Frau, so durchsehn können, daß man nicht genau erkennen kann, ob dieser Fenster Glas Glas oder bloße Luft ist. Merk dir das. Zäzilie ringt mit allen Menschen-Waffen ... Doch Ähnlichkeit mit Luft ist nicht zu schaffen. Zuletzt ermannt sie sich mit einem Schrei – und schlägt die Fenster allesamt entzwei! Dann säubert sie die Rahmen von den Resten, und ohne Zweifel ist es so am besten. Sogar die Dame spricht zunächst verdutzt: So hat Zäzilie ja noch nie geputzt. Doch alsobald ersieht man, was geschehn, und sagt einstimmig: Diese Magd muß gehn.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), no title, appears in Galgenlieder, in Zäzillei, no. 2
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]51. Das Nasobem  [sung text not yet checked]
Auf seinen Nasen schreitet einher das Nasobēm, von seinem Kind begleitet. Es steht noch nicht im Brehm. Es sieht noch nicht im Meyer. Und auch im Brockhaus nicht. Es trat aus meiner Leyer zum ersten Mal ans Licht. Auf seinen Nasen schreitet (wie schon gesagt) seitdem, von seinem Kind begleitet, einher das Nasobēm.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Nasobēm", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Nasobema lyricum", written 2010, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le nasobème", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
52. Anto‑logie  [sung text not yet checked]
Im Anfang lebte, wie bekannt, als größter Säuger der Gig-ant. Wobei gig eine Zahl ist, die es nicht mehr gibt, – so groß war sie! Doch jene Größe schwand wie Rauch. Zeit gab’s genug – und Zahlen auch. Bis eines Tags, ein winzig Ding, der Zwölef-ant das Reich empfing. Wo blieb sein Reich? Wo blieb er selb? – Sein Bein wird im Museum gelb. Zwar gab die gütige Natur den Elef-anten uns dafur. Doch ach, der Pulverpavian, der Mensch voll Gier nach seinem Zahn, erschießt ihn, statt ihm Zeit zu lassen, zum Zehen-anten zu verblassen. O "Klub zum Schutz der wilden Tiere", hilf, daß der Mensch nicht ruiniere die Sprossen dieser Riesenleiter, die stets noch weiter führt und weiter! Wie dankbar wird der Ant dir sein, läßt du ihn wachsen und gedeihn, – bis er dereinst im Nebel hinten als Nulel-ant wird stumm verschwinden.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Anto-logie", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]53. Die Hystrix  [sung text not yet checked]
Das hinterindische Stachelschwein (hystrix grotei Gray), das hinterindische Stachelschwein aus Siam, das tut weh. Entdeckst du wo im Walde drauß bei Siam seine Spur, dann tritt es manchmal, sagt man, aus den Schranken der Natur. Dann gibt sein Zorn ihm so Gewalt, daß, eh du dich versiehst, es seine Stacheln jung und alt auf deinen Leib verschießt. Von oben bis hinab sodann stehst du gespickt am Baum, ein heiliger Sebastian, und traust den Augen kaum. Die Hystrix aber geht hinweg, an Leib und Seele wüst. Sie sitzt im Dschungel im Versteck und büßt.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Hystrix", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]54. Die Probe  [sung text not yet checked]
Zu einem seltsamen Versuch erstand ich mir ein Nadelbuch. Und zu dem Buch ein altes zwar, doch äußerst kühnes Dromedar. Ein Reicher auch daneben stand, zween Säcke Gold in jeder Hand. Der Reiche ging alsdann herfür und klopfte an die Himmelstür. Drauf Petrus sprach: ‚Geschrieben steht, daß ein Kamel weit eher geht durchs Nadelöhr als Du, du Heid, durch diese Türe groß und breit!‘ Ich, glaubend fest an Gottes Wort, ermunterte das Tier sofort, ihm zeigend hinterm Nadelöhr ein Zuckerhörnchen als Douceur. Und in der Tat! Das Vieh ging durch, obzwar sich quetschend wie ein Lurch! Der Reiche aber sah ganz stier und sagte nichts als: Wehe mir!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Probe", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]55. Im Jahre 19000  [sung text not yet checked]
Die Ameisen oder Emsen sind so weit jetzt, daß sie Gemsen sich als Sklaven halten (aus Gründen ihres Körperbaus). Da sie selber sehr viel kleiner, so bedienen sie sich einer Gemse oder zweier Gemsen zu Gebirgspartien, die Emsen. Ist sodann ein Adlernest abgesucht bis auf den Rest, gehn sie endlich, zog der Weih schon den Ameisbären bei, wieder ihm aus Horst und Rock – und besteigen ihren Bock, der sie, wie ein Stein, der springt, heim zu ihrem Hügel bringt. Angepflöckt, so stehn die Gemsen in der Nähe dort der Emsen, bei den Läusen u. s. w. und verwünschen ihre Reiter.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Im Jahre 19000", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]56. Der Gaul  [sung text not yet checked]
Es läutet beim Professor Stein. Die Köchin rupft die Hühner. Die Minna geht: Wer kann das sein? – Ein Gaul steht vor der Türe. Die Minna wirft die Türe zu. Die Köchin kommt: Was gibt’s denn? Das Fräulein kommt im Morgenschuh. Es kommt die ganze Familie. "Ich bin, verzeihn Sie‘, spricht der Gaul, der Gaul vom Tischler Bartels. Ich brachte Ihnen dazumaul die Tür- und Fensterrahmen!" Die vierzehn Leute samt dem Mops, sie stehn, als ob sie träumten. Das kleinste Kind tut einen Hops, die andern stehn wie Bäume. Der Gaul, da keiner ihn versteht, schnalzt bloß mal mit der Zunge, dann kehrt er still sich ab und geht die Treppe wieder hinunter. Die dreizehn schaun auf ihren Herrn, ob er nicht sprechen möchte. Das war, spricht der Professor Stein, ein unerhörtes Erlebnis!..
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Gaul", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]57. Das Huhn  [sung text not yet checked]
In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut, geht ein Huhn hin und her. Wo, wo ist der [Stationsvorsteh'r]1? Wird dem Huhn man nichts tun? Hoffen wir es! Sagen wir es laut, dass ihm uns're Sympathie gehört, selbst an [dieser Stätte]2, wo es - »stört«!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Huhn", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La poule", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
1 Schreiber: "Herr Stationsvorsteh'r"
2 Schreiber: "diesem Orte"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
58. Möwenlied  [sung text not yet checked]
Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen. Sie tragen einen weißen Flaus und sind mit Schrot zu schießen. Ich schieße keine Möwe tot, Ich laß sie lieber leben -- und füttre sie mit Roggenbrot und rötlichen Zibeben. O Mensch, du wirst nie nebenbei der Möwe Flug erreichen. Wofern du Emma heißest, sei zufrieden, ihr zu gleichen.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Möwenlied", appears in Galgenlieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chant des mouettes", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
59. Igel und Agel  [sung text not yet checked]
Ein Igel saß auf einem Stein und blies auf einem Stachel sein. Schalmeiala, schalmeialü! Da kam sein Feinslieb Agel und tat ihm schnigel schnagel zu seinen Melodein. Schnigula schnagula schnaguleia lü! Das Tier verblies sein Flötenhemd... "Wie siehst Du aus so furchtbar fremd!?" Schalmeiala, schalmeialü - Feins Agel ging zum Nachbar, ach! Den Igel aber hat der Bach zum Weiher fortgeschwemmt. Wigula wagula waguleia wü tü tü ...
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Igel und Agel", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Bertram Kottmann) , "Hedge-hug-hog", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "Hedgehog and Hedge-hag", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Walter A. Aue) , "Hedgehog and Hedgehag", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Siili ja havunneulanen", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
60. Der Werwolf  [sung text not yet checked]
Ein Werwolf eines Nachts entwich von Weib und Kind und sich begab an eines Dorfschullehrers Grab und bat ihn: "Bitte, beuge mich!" Der Dorfschulmeister stieg hinauf auf seines Blechschilds Messingknauf und sprach zum Wolf, der seine Pfoten geduldig kreuzte vor dem Toten: "Der Werwolf" - sprach der gute Mann, "des Weswolfs, Genitiv sodann, dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt, den Wenwolf, - damit hat's ein End." Dem Werwolf schmeichelten die Fälle, er rollte seine Augenbälle. "Indessen," bat er, "füge doch zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!" Der Dorfschulmeister aber mußte gestehn, dass er von ihr nichts wußte, Zwar Wölfe gäb's in großer Schar, doch "Wer" gäb's nur im Singular. Der Wolf erhob sich tränenblind - er hatte ja doch Weib und Kind!! Doch da er kein Gelehrter eben, so schied er dankend und ergeben.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Werwolf", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , rhymed paraphrase, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le loup-garou", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
61. Die Fingur  [sung text not yet checked]
Es lacht die Nachtalp-Henne, es weint die Windhorn-Gans, es bläst der schwarze Senne zum Tanz. Ein Uhu-Tauber turtelt nach seiner Uhuin. Ein kleiner Sechs-Elf hurtelt von Busch zu Busch dahin ... Und Wiedergänger gehen, und Raben rufen kolk, und aus den Teichen sehen die Fingur und ihr Volk ...
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die Fingur", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]62. Das Fest des Wüstlings  [sung text not yet checked]
Was stört so schrill die stille Nacht? Was sprüht der Lichter Lüstrepracht? Das ist das Fest des Wüstlings! Was huscht und hascht und weint und lacht? Was cymbelt gell ? was flüstert sacht? Das ist das Fest des Wüstlings! Die Pracht der Nacht ist jach entfacht! Die Tugend stirbt, das Laster lacht! Das ist das Fest des Wüstlings! (Zu flüstern)
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Fest des Wüstlings", appears in Galgenlieder
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- DUT Dutch (Nederlands) (Nicolaas (Koos) Jaspers) , "Hedonistenfeest", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La fête du débauché", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
63. KM 21  [sung text not yet checked]
Ein Rabe saß auf einem Meilenstein und rief Ka-em-zwei-ein, Ka-em-zwei-ein... Der Werhund lief vorbei, im Maul ein Bein, Der Rabe rief Ka-em-zwei-ein, zwei-ein. Vorüber zottelte das Zapfenschwein, der Rabe rief und rief Ka-em-zwei-ein. "Er ist besessen!" kam man überein. "Man führe ihn hinweg von diesem Stein!" Zwei Hasen brachten ihn zum Kräuterdachs. Sein Hirn war ganz verstört und weich wie Wachs. Noch sterbend rief er (denn er starb dort) sein Ka-em-zwei-ein, Ka-em-Ka-em-zwei-ein . . . .
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "KM 21", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "KM 21", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
64. Geiß und Schleiche  [sung text not yet checked]
Die Schleiche singt ihr Nachtgebet, die Waldgeiß staunend vor ihr steht. Die Waldgeiß schüttelt ihren Bart wie ein Magister hochgelahrt. Sie weiß nicht, was die Schleiche singt, sie hört nur, daß es lieblich klingt. Die Schleiche fällt in Schlaf alsbald. Die Geiß geht sinnend durch den Wald.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Geiß und Schleiche", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Emily Ezust) , copyright © 2005
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chèvre et lézard", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
65. Der Purzelbaum  [sung text not yet checked]
Ein Purzelbaum trat vor mich hin und sagte: „Du nur siehst mich und weißt, was für ein Baum ich bin: Ich schieße nicht, man schießt mich. Und trag ich Frucht? Ich glaube kaum; auch bin ich nicht verwurzelt. Ich bin nur noch ein Purzeltraum, sobald ich hingepurzelt.“ Jenun, so sprach ich, bester Schatz, du bist doch klug und siehst uns: – nun, auch für uns besteht der Satz: Wir schießen nicht, es schießt uns. Auch Wurzeln treibt man nicht so bald, und Früchte nun erst recht nicht. Geh heim in deinen Purzelwald, und lästre dein Geschlecht nicht.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der Purzelbaum", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]66. Die zwei Wurzeln  [sung text not yet checked]
Zwei Tannenwurzeln groß und alt Unterhalten sich im Wald. Was droben in den Wipfeln rauscht, Das wird hier unten ausgetauscht. Ein altes Eichhorn sitzt dabei Und strickt wohl Strümpfe für die zwei. Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag. Das ist genug für einen Tag.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Die zwei Wurzeln", appears in Galgenlieder
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The two tree roots", written 2011, copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
67. Das Geburtslied oder: Die Zeichen oder: Sophie und kein Ende  [sung text not yet checked]
Ein Kindelein im Windelein heut macht es noch ins Bindelein; doch um das Haus oh Graus oh Graus da blasen böse Windelein. "Ein Mädelein" ruft's Hedelein und kneift ihm in die Wädelein. Doch an dem Haus oh Graus oh Graus da wackeln alle Lädelein. Ein Eulelein schiebt’s Mäulelein vorbei am Fenstersäulelein. Es ruft ins Haus oh Graus oh Graus hört ihr die Silbergäulelein. Ein Würmelein im Stürmelein fliegt nieder von dem Türmelein. Es ruft oh Graus es regnet draus so gebt mir doch ein Schirmelein. Oh Kindelein im Windelein heut machst du noch ins Bindelein. Doch gehst du aus im langen Flaus wirst du ein Vagabündel sein.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Geburtslied oder: Die Zeichen oder: Sophie und kein Ende", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]68. Der heroische Pudel  [sung text not yet checked]
Ein schwarzer Pudel, dessen Haar des Abends noch wie Kohle war, betrübte sich so höllenheiß, weil seine Dame Flügel spielte, trotzdem er heulte: daß (o Preis dem Schmerz, der solchen Sieg erzielte!) er beim Gekräh der Morgenhähne aufstand als wie ein hoher Greis – mit einer silberweißen Mähne.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Der heroische Pudel", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]69. Galgenkindes Wiegenlied  [sung text not yet checked]
Schlaf, Kindlein, schlaf, am Himmel steht ein Schaf, das Schaf, das ist aus Wasserdampf und kämpft wie du den Lebenskampf. Schlaf, Kindlein, schlaf. Schlaf, Kindlein, schlaf, die Sonne frißt das Schaf, sie leckt es weg vom blauen Grund mit langer Zunge, wie ein Hund. Schlaf, Kindlein, schlaf. Schlaf, Kindlein, schlaf. Nun ist es fort, das Schaf. Es kommt der Mond und schilt sein Weib; die läuft ihm weg, das Schaf im Leib. Schlaf, Kindlein, schlaf.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Galgenkindes Wiegenlied", appears in Galgenlieder
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Berceuse de l'enfant du gibet", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
70. Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt  [sung text not yet checked]
Jaguar Zebra Nerz Mandrill Maikäfer Ponny Muli Auerochs Wespenbär Locktauber Robbenbär Zehenbär.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Wie sich der kleine Lutz die Monatsnamen merkt", appears in Galgenlieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]71. Galgenbert  [sung text not yet checked]
Blödem Volke unverständlich treiben wir des Lebens Spiel. Gerade das, was unabwendlich, fruchtet unserm Spott als Ziel. Magst es Kinder-Rache nennen an des Daseins tiefem Ernst; - wirst das Leben besser kennen, wenn du uns verstehen lernst.
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Galgenberg", appears in Galgenlieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Mont Gibet", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission